ich war schon einige Male einkaufen in einem Supermarkt, aber in Schuhen. Die Kassierer*innen kannten mich nur so. Heute früh war ich erstmals barfuß dort.
Eine Kassiererin und eine Kundin reagierten seltsam, aber sie versuchten erfolglos, sich nichts anmerken zu lassen.
Ich wurde aber nicht deswegen schlechter behandelt oder gar rausgeworfen. Paradoxerweise, wurde ich noch freundlicher als sonst behandelt.
Allerdings traute sich niemand, mich darauf anzusprechen, dass ich barfuß war. So konnte ich auch nicht erklären, warum ich barfuß war.
Warum sollte Dich darauf jemand ansprechen? Sind neue Schuhe (in diesem Fall echte Barfußschuhe ) denn etwas so besonderes? Da wäre doch eine neue Frisur oder ein Tatoo viel auffallender!
… nur so als kleiner Denkanstoß bzw. als kleiner, musterbrechender Perspektivenwechsel …
Liebe Grüße, Georg
Wir sind so daran gewöhnt, als Gesellschaft, dass und ein Bruch dieser „Regel“ - jedefalls anfänglich - selbst ein schlechtes Gewissen macht und irgendwie Schuldgefühle hervorruft.
Sachlich gibt es im Alltag keinen Grund dafür und das wissen wir im Prinzip auch.
Je länger man es tut, umso einfacher ist es. Und man denkt auch weniger drüber nach. Warum sollte man auch ein schlechtes Gewissen haben und wem gegenüber macht man sich schuldig?
Ein bisschen Rücksicht auf die Befindlichkeiten anderer zu nehmen ist allerdings gut. Auch wenn die eigene Freiheit manchmal eben hinten an stehen muss. Das wird auch in anderen Bereichen erwartet und hilft Konflikte zu entschärfen.
Ich war gestern Abend auch barfuß einkaufen im Getränkemarkt, im Drogerie- und zuletzt im Supermarkt. Wie üblich gab es in den Märkten nirgends irgendwelche Reaktionen. Beim Einladen nach dem Einkauf wurde eine Gruppe von Jugendlichen auf meine aufmerksam. Bevor ich ins Auto einsteigen wollte, sprachen sie mich interessiert an , warum ich barfuß wäre und ob das Autofahren barfuß nicht verboten wäre. In Schlappen könne man ja abrutschen.
Ich habe dann geantwortet, dass Fahren in Schlappen durchaus nicht optimal ist wegen der Abrutschgefahr, aber barfuß ist natürlich kein Problem. Da hält sich immer noch hartnäckig das Gerücht, barfuß Autofahren wäre verboten, hängt aber wahrscheinlich mit der Vorgabe der Berufsgenossenschaft für Berufskraftfahrer zusammen, wo den Fuß fest umschließende Schuhe vorgeschrieben werden, was aber nicht bei Privatfahrten gilt.
Wobei die BG keine gesetzlichen Kompetenzen hat. Der Arbeitgeber kann das aber in Rahmen der Fürsorgepflicht anordnen und ein Verstoß kann arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Das ist wie das Hausrecht, welches die Freiheit des einzelnen einschränken kann. Aber das Hausrecht oder Arbeitsrecht kann keine Gesetze unwirksam machen. Im Falle eines Unfalls kann die Haftung durch die BG wegfallen oder muss mühselig erstritten werden.
Aber es ist gesetzlich auch dem Berufskraftfahrer nicht verboten. Also weder Ordnungswidrigkeit, noch Straftat. Anders bei ungeeignetem Schuhwerk. DAS ist tatsächlich verboten.
Stimmt beim Einkaufen sagt normalerweise nie jemand etwas. Wahrscheinlich sind die meisten so mit dem Einkauf beschäftigt. Außerdem ist dieses „jemand könnte etwas sagen“ meisst in unseren Köpfen.
„Die Arme!
Was sie wohl hat dass sie heute ohne Schuhe kommen muss?
Aber besser nicht nachfragen und lieber ignorieren - es könnte ihr vielleicht peinlich sein.“
Das schönste Erlebnis in dieser Richtung hatte ich mal in einer Wiener (!) Straßenbahn:
Eine junge Mutter schaute auf meine Füße und fragte ganz zielgerichtet und knapp: „Blasen oder immer?“
Ich: „Immer!“
Ich weiß nicht ob ihr das versteht - für mich war das ein Highlight!
Diese Selbstverständlichkeit mit der sie die zweite Möglichkeit einfach vorraussetzte - sie war irgendwie ganz meine Wellenlänge. Auch mit ihrer interessierten und geradlinigen Art zu fragen …
Naja, aber es ist für die Gesellschaft „normaler“, wenn jemand plötzlich mit einem Tatoo oder einer neuen Frisur ankommt, als barfuß, das ist für die Meisten doch abwegiger und erstaunlicher.
Also ich bin grad über das lange Osterwochenende bei einem großen Familientreffen (gut 20 Personen), Ferienhaus in Velhartice (Tschechien, liegt gut in der Mitte für Bayern, Berliner, Leute aus NRW und war am billigsten), waren gestern in Pilsen, haben dort die Historischen Keller besichtigt, ich mit bf war kein Thema, nur der Hinweis, daß es Gitter am Boden gibt und evtl. naß und rutschig sein kann. Die Pilsener Altstadt hat ansonsten abwechslungsreiche Bodenbeläge und in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen keine durchgehende Scherbenkrümelfüllung wie 2020 in Breslau. Auch ansonsten auch alles bisher problemlos, auch die Burg in Velhartice. Keines Blickes und keiner Erwähnung wert…
Ach ja… Essen: gemeinsam einkaufen, jeder*r bringt was von zuhause mit, gemeinsam kochen & grillen. Mein Eheweiberl hat Käsefüße mitgebracht.
Als ich klein war, waren Tattoos auch noch extrem unüblich. So etwas hatten Seeleute, Verbrecher oder Personen aus dem Rotlichtmilieu.
Es war in vielen Bereichen unmöglich einen Job zu bekommen, wenn man das Tattoo nicht verstecken konnte. Das war nicht seriös und man zweifelte an den Personen.
Inzwischen ist das ziemlich normal. Außer bei speziellen Motiven oder wenn z.B. das Gesicht bunt ist.
Piercings sind ähnlich … auch das war früher praktisch der Exit aus der normalen Gesellschaft. Heute sind viele Piercings ebenfalls normal. Auch hier gibt es Ausnahmen.
Barfuß ist auf dem Weg, denke ich. Auch wenn es im Beruf nicht bei vielen geht, so ist die Gesellschaft damit inzwischen offensichtlich weitgehend fein. Findet zwar nicht jeder gut, aber es wird hingenommen und teilweise auch bewundert oder unterstützt. Immerhin machen das hier einige recht konsequent seit Jahren und haben keine akuten Probleme.
Ja, das stimmt, Tatoos kamen nicht gut an und sie sind auch heute noch in vielen „seriösen“ Berufen wie z.B. beim Bankkaufmann nicht gerne gesehen, im Übrigen halte ich es zwar für eine wahre Kunst, was gute Tätowierer da leisten, aber dennoch halte ich nichts davon und mir kommt an meinen Körper nichts dran, was ich nicht wieder ohne Narben ablegen könnte, wie z.B. Fußschmuck. Tatoos und Piercinge sind daher für mich tabu, da die Narben der Piercinge bleiben und mir das im Übrigen auch nicht gefällt, Tatoos mag ich auch nicht, das ist etwas endgültiges und ist ohne Narben nicht mehr weg zu bekommen.
Ich habe 2 Tattoos und ein Piercing und gehe seit 5 Monaten zunehmend barfuß
Worum es geht: Die Freiheit des Einzelnen, so etwas zu tun oder zu lassen, ohne dass es das Leben ruiniert. Und das sollte bei den drei Dingen ähnlich sein. Tattoos können natürlich eine religiöse oder politische Botschaft enthalten, wie auch der Schmuck. Das kann zu Problemen führen. Und wie du sagst kann man das nicht so ohne weiteres ungeschehen machen.
Barfuß zu gehen ist dagegen immer neutral und im Notfall umgehend rückgängig zu machen. Das sollte also noch viel eher okay sein. Füße sind wie Hände, nur an anderer Stelle.
Warum also Leute auf barfuß eher angesprochen werden als auf Tattoos und Piercings? Warum machen wir uns darüber mehr Gedanken?
Ich selbst habe auch keine Tattoos und Piercings aus ähnlichen Gründen, aber ich finde es völlig Okay, wenn andere das haben, wenn sie sich damit in ihrem Körper wohler fühlen.
Vor ein paar Jahren wurde ich bei unserem Tengelmann mal angesprochen ob denn alles in Ordnung sei? Ich hatte schwarze Halbschuhe an. " Nein alles in Ordnung warum?" Ich habe Dich noch nie hier gesehen mit Schuhen. Seit Jahren nicht. Ich kam direkt von einer Beerdigung. Deshalb habe ich Schuhe getragen. Das Beweist es ist das Unerwartete das Verwundert. In einem anderen Fall wurde ich an der Kasse mal angesprochen. " Hallo Horst man merkt das es endlich wieder warm wird. Du bist heute der vierte der Barfuß hier Einkauft. Da ich nie jemand anderen Treffe der Barfuß läuft frage ich mich " Wer soll das gewesen sein?
Grüße aus München
Horst
Durchreisende vielleicht? Ich sehe auch oft mal Barfußläufer, aber meist nur einmal und danach nie wieder - also denke ich mir dann auch, vielleicht waren die gar nicht von hier und nur zu Besuch oder so…
Das einzig spannende an Supermärkten ist, dass der Boden bei den Kühlschränken wesentlich kälter ist. Dies kann vor allem im Sommer sehr angenehm sein. Ansonsten passiert beim Einkaufen in der Regel nicht sehr viel. Jeder ist selber damit beschäftigt, nichts zu vergessen. Einzig an der Kasse wenn mehrere Leute anstehen, wird es ab und zu registriert. Von Kassierer:innen wurde ich noch nie angesprochen, weil diese das womöglich gar nicht sehen können respektive sich auf das scannen der Ware konzentrieren.
) denn etwas so besonderes? Da wäre doch eine neue Frisur oder ein Tatoo viel auffallender!
aufmerksam. Bevor ich ins Auto einsteigen wollte, sprachen sie mich interessiert an , warum ich barfuß wäre und ob das Autofahren barfuß nicht verboten wäre. In Schlappen könne man ja abrutschen.